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China macht seine sozialpolitischen Hausaufgaben




Hintergrund


In den letzten Tagen, aber auch schon in den Wochen davor, mussten wir teils heftige Kursrückgänge bei einigen chinesischen Unternehmen hinnehmen. Es gibt Erklärungen dafür, die uns Hoffnung schöpfen lassen, dass sich die Situation wieder verbessern wird. Gerne erläutern wir Ihnen die Hintergründe.


Die herausragenden Ziele Chinas sind soziale Stabilität und nachhaltiges Wachstum. Dabei werden wirtschaftliche Faktoren wie fairer Wettbewerb und faire Löhne, umweltpolitische Faktoren wie übermäßige Umweltverschmutzung sowie soziale Faktoren wie Datensicherheit und Lebensqualität berücksichtigt.


Entwicklungen, die diese Ziele gefährden, werden analysiert und entschieden angegangen.


Zu Beginn seiner Amtszeit adressierte Präsident Xi Jinping die Korruption in China. Danach wurde das Recht auf Umweltschutz in die Verfassung aufgenommen. In den letzten Monaten wurden nun hauptsächlich Themen wie fairer Wettbewerb und Datensicherheit im Internet, Risikoreduzierung im FinTech Bereich, Lern- und Wettbewerbsdruck bei Schulkindern und Beschleunigung der CO2 Reduzierung angegangen.


Vor diesem Hintergrund verfolgen die neuen Regulierungen durchaus nachvollziehbare gesamtwirtschaftliche und gesellschaftliche Ziele, auch wenn sie nicht im Interesse der Unternehmenseigentümer und Investoren sind.


Schwerpunkte der Regulierungen


Die neu eingeführten Regulierungen betreffen viele Industrien. Einige werden hart getroffen, andere weniger hart, wieder andere ziehen signifikanten Nutzen aus den neuen Rahmenbedingungen. Wir möchten Ihnen einige Beispiele aus diesen Kategorien vorstellen. Dabei gehören die Bereiche Education mit Privater Nachhilfe und Online Education und der Bereich FinTech (hier stand die Ant Group, eine Alibaba Tochter, im Fokus) zu den hart getroffenen Bereichen, die Internet-Plattformen mit Alibaba, Tencent und Didi, dem chinesischen Uber (momentan im Mittelpunkt) zu den moderat betroffenen und die Industrien „Erneuerbare Energien“ und „Alternative Antriebstechnologien“ zu den großen Nutznießern. Die Kurskorrekturen sollten dementsprechend diese unterschiedlichen Bereiche unterschiedlich hart treffen. Negatives „Investor Sentiment“ hat allerdings alle chinesischen Industriebereiche deutlich negativ beeinflusst.


1. Im Bereich FinTech soll das systemische Kreditrisiko reduziert werden, indem FinTechs keine Bankengeschäfte ohne Banklizenzen mehr erlaubt werden und sie adäquate Kapitalausstattungen halten müssen. Das "Geld-Monopol" des Staates soll bei gleichzeitig staatlich eingeführten Crypto Currencies erhalten bleiben.


2. Im Education Bereich zielen die neuen Regulierungen darauf ab, den Lerndruck und die Arbeitslast von Kindern zu reduzieren. Die meisten chinesischen Kinder sind in außerschulischen Klassen eingeschrieben und lernen von morgens um 08.00 bis abends um 23:00 am Schreibtisch, 6 bis 7 Tage die Woche. Die neuen Regeln sollen die Schulzeit der Kinder erleichtern und die exorbitanten Ausbildungskosten, die von den Eltern getragen werden verringern (die oft als Hauptfaktor für sinkende Geburtenraten genannt werden). In den Bereichen Private Education und FinTech hat die Regulierung stark veränderte Rahmenbedingungen geschaffen und existierende Geschäftsmodelle ausgehebelt, so dass eine signifikante Bewertungskorrektur am Markt gerechtfertigt scheint.


3. Im Bereich der Internet-Plattformen soll die "monopolistische" Ausnutzung der Marktmacht der Mega-Tech Unternehmen eingeschränkt werden. Darüber hinaus soll der KonsumentenDatenschutz sichergestellt werden. Im Bereich der InternetPlattformen werden die Auswirkungen der Regulierung auf Umsatz und Gewinn eher gering bleiben. Der Kapitalmarkt scheint im Moment in den meisten dieser Fälle eher überzureagieren.


4. Im Bereich der „Erneuerbaren Energien“ hat Chinas Regierung als eine der ersten zugesagt, bis 2060 keine Emissionen mehr zu verursachen. Bis Ende dieses Jahres wird China bereits mehr Kapazitäten aus nichtfossilen Brennstoffquellen als aus kohlebefeuerten Quellen installiert haben. Darüber hinaus hat die Regierung im Juli das weltweit größte CO2-Handelssystem eingeführt. Dementsprechend ist China bereits jetzt der weltweit größte Produzent von Wind-, Solar- und Wasserkraft. Viele der börsennotierten Unternehmen in diesen Bereichen profitieren erheblich vom beschleunigten Marktwachstum.


5. Im Bereich der Alternativen Antriebstechnologien wurde das Ausphasen von Verbrennungsmotoren beschlossen. Bis 2035 müssen 50%, bis 2025 müssen 20% der verkauften Neufahrzeuge Alternative Antriebstechnologien (z. B. Elektro, Hybrid) aufweisen. Die Richtlinien der Regierung zur Entwicklung alternativer Antriebstechnologien umfassen Emissionsquoten für Verbrennungsmotoren, Quoten für Elektrofahrzeuge für Hersteller und Importeure, Subventionen, Steuerbefreiungen und die aggressive Unterstützung beim Bau einer Ladeinfrastruktur. Die gesamte Elektrofahrzeug-Industrie von den Autoherstellern bis zu den Lieferanten profitiert signifikant von den klaren Rahmenbedingungen.


Aus unserer Sicht, sind die negativen Kurskorrekturen in den Bereichen „Erneuerbare Energie“ und „Alternative Antriebstechnologien“ aufgrund von regulatorischer Unterstützung und Fundamentaldaten nicht gerechtfertigt.


Auswirkungen auf Investoren


Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sollte man aus unserer Sicht eher vorsichtig sein bezüglich der Annahme, dass nun auch viele weitere Industrien stark negativ reguliert werden. Bei vielen Investoren hat das Vertrauen in China mit Sicherheit gelitten. Wir empfehlen hier, nicht zu verallgemeinern. Wir sehen die folgenden Auswirkungen auf Investoren:


1. Übermäßige Marktkorrektur: Es gab einen sofortigen und starken Rückgang der Bewertungen für chinesische Aktien, selbst in Sektoren mit starken Fundamentaldaten, die breite staatliche Unterstützung genießen. Dies könnte potenzielle Kaufgelegenheiten eröffnen. Anleger sollten zwischen Branchen unterscheiden, die dauerhaft "zurückgesetzt" wurden (z. B. Fintech und Education), Sektoren, die vorübergehend "neu kalibriert" wurden (z. B. Internetplattformen), und Bereichen, die unangemessen bestraft wurden (z. B. NEV, alternative Energien).


2. Wachsende Bedeutung der Börsen in Hongkong und auf dem Festland: Im letzten Jahr gab es einen Trend zur Kapitalverlagerung von chinesischen Unternehmen, die in den USA notiert sind, zu Unternehmen, die an den chinesischen Börsen notiert sind. Angesichts der eskalierenden Spannungen zwischen den USA und China und den chinesischen Anforderungen zur Datensicherheit erwarten wir, dass zunehmend in den USA notierte chinesische Unternehmen, durch Dual-Listing in Hongkong oder in China "nach Hause zurückkehren". In ähnlicher Weise werden chinesische Unternehmen, die einen Börsengang anstreben, Hongkong oder China in Zukunft öfter gegenüber den USA bevorzugen, da sie von Cybersicherheitsprüfungen ausgenommen sind. Internationale Investoren, die in das Wachstum Chinas investieren möchten, müssen dies zunehmend über Fonds tun, die über den Stock Connect direkten Zugang nach China haben.


3. Kapitalreallokation in strategische Sektoren: Investitionen werden weiterhin in Bereiche fließen, die mit Chinas übergeordneten Zielen der sozialen Stabilität und des nachhaltigen Wachstums in Einklang stehen. Beispiele für diese Sektoren, von denen viele im 14. 5-Jahresplan dargelegt sind, umfassen erneuerbare Energien, Elektrofahrzeuge, Halbleiter, Zukunftstechnologien wie 5G, KI und Quantencomputing sowie ausgewählte Hardware- und Infrastrukturbereiche. Diese Sektoren können für internationale Investoren potenziell sicherere Investitionen sein, da sie mit den nationalen Prioritäten in Einklang stehen.


Der ACATIS QILIN Marco Polo Fund passt das Portfolio weiterhin an, um den Veränderungen im regulatorischen Umfeld Chinas Rechnung zu tragen und Wachstumschancen in Asien zu nutzen.


Mittelfristig sehen wir 3 Anpassungen für unser Portfolio:


1. Reduktion der Exposure in Industrien, bei denen das Risiko der Regulierung eher höher ist wie zum Beispiel der genannte Bereich Private Education.


2. Erhöhen der Diversifikation durch Ausbau der Exposure in Industrien, bei denen das Risiko der Regulierung eher gering ist wie zum Beispiel Erneuerbare Energien und Elektrofahrzeuge.


3. Erhöhen des Anteils anderer asiatischer Märkte außerhalb Chinas und Hongkongs im Portfolio wie zum Beispiel Vietnam und Südkorea.


Wenn Sie noch Fragen haben, zögern Sie bitte nicht, uns jederzeit zu kontaktieren.



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